„OF FATHERS AND SONS – KINDER DES KALIFATS“

Allgemein, Produktionen

EINE KOPRODUKTION VON VENTANA FILM MIT BASIS FILMPRODUKTION, CINEMA GROUP PRODUCTION, SWR UND RBB IN ZUSAMMENARBEIT MIT ARTE UND IMPACT PARTNERS.

Der Dokumentarfilm „Kinder des Kalifats“ (Originaltitel: „Of Fathers and Sons“) des in Berlin lebenden syrischen Filmemachers Talal Derki erzählt vom Alltag der Großfamilie des Rebellenführers Abu Osama und seiner beiden ältesten Söhne Osama und Ayman während des Krieges in Syrien. Die Familie lebt in einem Dorf im Nordwesten des Landes, nahe Idlib, einer Gegend, die von radikalen Salafisten dominiert wird. Die Islamisten der Al Nusra Front haben, seit es ihnen gelungen ist, die Regierungstruppen von Präsident Assad zu vertreiben, damit begonnen, Jugendliche, auch schon Kinder, im Namen der Religion zu mobilisieren und zu Kämpfern auszubilden. Das Ziel ist die Errichtung eines Kalifats, das die nächste und übernächste Generation auf ihren Schultern tragen und vollenden soll.

Abu Osama (45) ist ein hochrangiger Führer der Al-Nusra-Brigaden. Seine beiden ältesten Söhne tragen die Vornamen des Begründers der Al Qaida, Osama bin Laden und seines Stellvertreters Ayman Al Zawahiri. Sein jüngster Sohn, Mohammed, wurde nach einem der Terroristen des 11. September, Mohammed Atta, benannt. Der dreizehnjährige Osama und sein zwölfjähriger Bruder Ayman wachsen in dieser Familie zusammen mit sechs weiteren Geschwistern auf. Von Kindheit an ist ihre Erziehung dem Einfluss der Ideologie von Al Quaida und des Salafismus ausgesetzt.

Talal Derki und sein Kameramann Abu Adnan, der auch bereits bei Derkis vielfach ausgezeichnetem Film „Return to Homs“ mitgewirkt hat, sind Abu Osama und den Kindern sowie anderen Mitglieder des Clans über mehr als zwei Jahre lang mit der Kamera gefolgt. Aufgrund des ihm gewährten exklusiven Zugangs hat der Filmemacher einen einmaligen Einblick ins Innere einer salafistischen Familie und einer radikalislamischen Gruppe erhalten und filmisch darstellen können. Derki gab sich als Kriegsreporter aus und Sympathisant der salafistischen Ideologie. Dadurch ist es ihm gelungen, das Vertrauen der Familie und des gesamten Clans zu gewinnen.

Vor allem der direkte und offene Zugang zu den jungen Protagonisten lässt die Zuschauer ahnen, was dieser Krieg und die islamistische Ideologie mit ihnen macht. Immer wieder flackern Kämpfe auf. Die Lage um Idlib ist instabil. Die syrische Armee hattte vor ihrem Rückzug alles vermint, auf Straßen, Feldern, unter Bäumen oder in den Ruinen von zerbombten Häusern lauert die tödliche Gefahr. Vor allem die Suche nach den Landminen setzt Abu Osama und seine Helfer ständiger Lebensgefahr aus. Abu Osama, der selbst im Gefängis schwer gefoltert wurde, ist ein tief religiöser, überzeugter Salafist, der im Kampf gegen das Regime aber keinerlei Skrupel kennt, Bomben zu bauen und feindliche Soldaten und Polizisten mit gleicher Münze heimzuzahlen was ihm widerfahren ist. Gleichzeitig ist er ein liebevoller Vater, dem seine Kinder, vor allem die Söhne, alles bedeuten.

Der Film folgt Osama und Ayman in ihrem Alltag in der Familie, beim Spielen, beim Lernen. Sie gehen in keine normale Schule wie viele der Kinder des Dorfes. Das Studium des Koran soll das Lernen von Rechnen und Schreiben ersetzen. In einem Trainingscamp, das von der Al-Nusra betrieben wird, sollen sie den Umgang mit Waffen und militärische Disziplin lernen. In ein paar Jahren werden sie nach der Vorstellung der Erwachsenen in den Krieg ziehen. Ayman und Osama sind sehr unterschiedliche Charaktere. Während der Ältere dem Beispiel des Vaters folgen möchte und die Ausbildung im Camp engagiert betreibt, sieht der sensible Ayman die harte und auch gefährliche Ausbildung skeptisch. Das Kampftraining absolviert er eher widerwillig.

Nach zwei Jahren schließlich trennen sich die Wege der beiden Brüder. Talal Derki lässt die Gefühle hinter den Handlungen der Protagonisten durch den direkten und offenen Zugang zu Abu Osama und den Söhnen fühlbar werden. Dadurch ermöglicht er es dem Publikum, den Preis zu erahnen, den die Menschen in diesem grausamen Bürgerkrieg zahlen müssen.

Der Film erhielt zahlreiche Auszeichnungen und wurde mit großem Erfolg auf internationalen Festivals gezeigt. Unter anderem wurde er für den Oscar 2019 nominiert, erhielt den Deutschen Filmpreis 2019 und den „World Cinema Documentary Grand Jury Prize“ beim „Sundance Film Festival“ 2018.

  • Dokumentarfilm von Talal Derki
  • 99 Minuten
  • 2018