NOTRUF

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DER DOKUMENTARFILM „NOTRUF“ BASIERT AUF EINEM MORDFALL, DER SICH VOR FAST ACHT JAHREN IN DER FINNISCHEN KLEINSTADT ULVILA ZUGETRAGEN HAT.

Anneli Auer rief am 1. Dezember 2006 bei der örtlichen Polizei in der westfinnischen Kleinstadt Ulvila an und bat um Hilfe. Ein Unbekannter sei in ihr Haus eingedrungen und habe ihren Mann umgebracht. Die Polizei fand den toten Ehemann und die mutmaßliche Tatwaffe.

Auch Anneli Auer hatte Messerstiche erlitten. Die sofort eingeleiteten Ermittlungen ergaben keine Hinweise für eine Schuld der Ehefrau am Tod ihres Mannes. Ein Motiv für die Tat war nicht erkennbar.

Der Fall weist viele Merkwürdigkeiten auf. Dazu zählt die Tatsache, dass die Polizei einen ihrer Kollegen „undercover“ in die Familie einschleuste, um den Verdacht zu erhärten, Auer sei die Täterin. Dieser Polizeibeamte wurde dann für mehr als sieben Monate der Geliebte der jungen Witwe. Trotzdem wurde sie verhaftet und in einem Indizienprozess zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.

Während der Ermittlungen und des Prozesses befanden sich die Kinder von Anneli Auer in der Obhut ihres Bruders Ari. Das von Auers Anwalt angestrengte Berufungsverfahren endete mit einem sensationellen Urteil. Fünf Jahre nach dem Mordfall wurde sie freigesprochen. Der Freispruch basierte auf genau derselben Beweislage, derentwegen sie vorher zur lebenslangen Haft verurteilt wurde. Nach einigen Monaten in Freiheit wurde Anneli Auer erneut verhaftet. Diesmal wurde sie wegen angeblicher Kindesmisshandlung sowie der Tierquälerei und der Ausübung satanistischer Rituale angeklagt.

Die Vorwürfe basierten auf den Aussagen von Annelis Kindern, die ihr Bruder mit einer Videokamera aufgezeichnet und der Staatsanwaltschaft übergeben hatte. Ist Anneli Auer wirklich „Horror-Mutter“ oder Opfer eines Justizirrtums?

Der Dokumentarfilm zeigt das schockierende Drama eines Mordfalls, der wegen zahlloser Ermittlungsfehler und Manipulation von Beweisen im Laufe der Jahre immer verworrener wurde und schließlich in eine Familientragödie mündete, bei der alle Beteiligten gleichermaßen Opfer wurden.

Pekka Lehto begibt sich mit seiner investigativen Story nicht auf die Suche nach dem wahren Mörder. Sein Film ist vielmehr ein Plädoyer für den Grundsatz, jeden Beschuldigten zunächst als unschuldig anzusehen. „Notruf“ basiert auf Filmmaterial, das während der verschiedenen Prozesse gedreht wurde, auf Interviews mit Anneli Auer im Gefängnis und nach ihrer Freilassung. Pekka Lehto interviewte auch ihre älteste Tochter Amanda, Vertreter der Anklage und der Polizei. Zudem enthält der Film Auszüge aus Polizeivideos von den Vernehmungen der Kinder. Einige Szenen der Ermittlung von Staatsanwaltschaft und Polizei wurden nachgestellt.

Notruf ist eine Koproduktion von FIRST FLOOR PRODUCTIONS, Helsinki, und Ventana-Film mit ARTE G.E.I.E. und dem finnischen Sender YLE, in Zusammenarbeit mit dem SWR.

  • Dokumentarfilm von Pekka Lehto
  • 83 Minuten
  • Finnland, Frankreich, Deutschland